Dr. Martin Kleppmann hat eins der prestigeträchtigen Freigeist Fellowships der Volkswagenstiftung erhalten. Das Fördergeld von 1,3 Mio. EUR wird er an der Fakultät für Informatik für sein Projekt "Local-first software: Resilient and secure collaboration" nutzen.
Computer gehören zu den wichtigsten kreativen Werkzeugen, die Menschen jemals produziert haben: Egal ob es um das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit, das Komponieren einer Filmmusik oder das Aushandeln eines Vertrags geht - irgendwann ist alles eine Datei auf einem Computer und viele Dateien erfordern den Input von unterschiedlichen Kollaborateuren. Der aktuelle Trend für die Zusammenarbeit ist die Nutzung einer Cloud-Software wie etwa Google Docs. Das ist sehr bequem, weil es verschiedenen Personen erlaubt einen Beitrag zu einem Dokument zu leisten ohne es dauernd per Email hin und her zu schicken. Allerdings ist es auch sehr riskant: wenn der entsprechende Account für ihn gesperrt wird, verliert der Nutzer den Zugang zu sämtlichen Dateien, die er jemals in Google Docs erstellt hat. Dasselbe gilt für jegliche Cloud-Software, die nicht mehr funktioniert, wenn ein Cloud-Service geschlossen wird. Dr. Kleppmanns Freigeist Followship soll die technischen Grundlagen für eine "local-first" Sofware legen, einer neuen Generation von Collaboration-Software. Zusammenarbeit in Echtzeit funktioniert in local-first Software genauso wie in einer Cloud-Software, die Dateien werden jedoch direkt auf dem Computer des Nutzers gespeichert. Auch wenn dessen Account gesperrt oder der Dienst beendet wird kann niemand diese Dateien entfernen. Local-first Methoden machen es auch leichter und billiger eine hochwertige Collaboration-Software zu erstellen. Allerdings ist dies auch anspruchsvoll, da das cloud-zentrierte Programmiermodell tief in den aktuellen Programmierwerkzeugen für web-basierte Software verwurzelt ist; um diese Abhängigkeit von der Cloud zu überwinden sind neue Algorithmen, Protokolle und Softwaretools erforderlich. Das Fellowship basiert auf dem Konzept der "Conflict-free Replicated Data Types" (CRDTs) und will local-first Software für die Praxis zukunftsfähig machen, indem ihre Leistungsfähigkeit, Skalierbarkeit, Funktionalität, Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit verbessert wird. Verschiedene unterschiedliche Bereiche der Informatik sollen kombiniert werden, insbesondere verteilte Systeme, Datenbanken, Sicherheitsprotokolle, Programmiersprachen, formale Verifikation und Mensch-Computer Interaktion.
Mehr Informationen zu local-first gibt es unter folgendem Link: https://www.inkandswitch.com/local-first/